Umweltpolitische Aktionen

Die NABU-Gruppe Sachsenheim setzt sich auch politisch für die Natur ein.

Wertvolle Natur ist in Gefahr
Wertvolle Natur ist in Gefahr

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Aktuelle Stellungnahmen zu Bauprojekten in Sachsenheim finden Sie auf dieser Seite.


Stellungnahme NABU zum Energiepark Allenfeld

„Liebe Bürgerinnen und Bürger, wir freuen uns sehr über Ihr großes Engagement für den

Naturschutz, das wir im Rahmen der Diskussionen zum Energiepark „Allenfeld“ wahrnehmen.

Gemeinsam können wir viel für den Naturschutz in Sachsenheim erreichen. Besonders effektive

Maßnahmen direkt hier vor Ort sind dabei der Schutz der FFH-Gebiete im Kirchbachtal und des

Naturdenkmals am Eichwald, die Verhinderung weitere großflächiger Versieglung durch Bau- und

Gewerbegebiete, die Aufwertung und der Erhalt vorhandener Biotope wie Streuobstwiesen, sowie die

naturnahe Gestaltung unserer Garten- und Parkflächen. Allerdings dürfen wir auch nicht die großen

Krisen, welche die Natur weltweit bedrohen aus dem Blick verlieren.

Die zwei großen Krisen, die unsere Natur und unsere Lebensgrundlage bedrohen sind die Klima- und

die Artenschutzkrise. Für beides benötigt es Lösungen und beide Krisen dürfen nicht Gegeneinander

ausgespielt werden. Die Natur- und die Klimakrise verstärken sich gegenseitig und lassen sich nur

gemeinsam lösen. Der Weltklimaratbericht (IPCC-Bericht) von 2022 alarmiert und ruft zum Handeln

auf: Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten könnte als Folge der Erderhitzung bis 2070 aussterben.

Zur Bekämpfung der Klimakrise fordert der NABU deshalb eine schnelle und naturverträgliche

Energiewende. Die Windenergie ist dabei ein entscheidendes Element für die Umstellung auf

erneuerbare Energien und somit auch für den Klimaschutz.

Wir, die NABU Ortsgruppe Sachsenheim, sprechen uns für einen ambitionierten und

naturverträglichen Ausbau der Windkraft aus, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen. Denn

auch die Klimakrise bedroht im hohen Maß unsere Biotope und Naturräume und gefährdet das

Überleben zahlreicher Arten.

So beobachten wir in Sachsenheim einen massiven Rückgang der Erdkrötenpopulation um 90% über

die letzten 5 Jahre, was sehr wahrscheinlich mit den trockenen Hitzesommern zusammenhängt.

Allerdings lehnen wir Standorte ab, die nicht natur- und artenschutzverträglich sind. Wir haben nicht

nur Verantwortung für Klimaschutzmaßnahmen, sondern genauso auch für den Erhalt der Artenvielfalt

vor Ort. Beides muss im Einklang miteinander bewältigt werden.

Wir begrüßen deshalb das Vorgehen des Verbands Region Stuttgart, FFH- und Vogelschutzgebiete,

sowie Gebiete mit Schwerpunktvorkommen windkraftsensibler Vogelarten von den

Windvorranggebieten aus zuschließen.

Äußerst bedauerlich ist allerdings, dass naturschutzrechtliche lokale Aspekte außerhalb dieser

Schutzgebiete, die sich durch Rückmeldungen der örtlichen Naturschutzverbände, der

Naturschutzbehörden oder das strategische Umweltgutachten ergeben haben, keine weitere

Beachtung bei der Abwägung fanden. Kritisch sehen wir auch, dass der Naturschutz beim Ausbau der

erneuerbaren häufig gegenüber anderen Schutzgütern zurückstecken muss. So sorgt die

Abstandsregelung zu Siedlungsräume für eine Verschiebung der WEAs in schützenswerte

Naturräume hinein.

Zu den Windenergie-Anlagen (WEA) im LB-18

Die aktuelle Planung stellt eine wesentliche Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Planung da,

die auch eine WEA im Kleinsachsenheimer Waldgebiet erlaubt hätten. Die Naturschutzverbände

haben wiederholt auf eine Vermeidung von WEA in naturnahen Laubwaldgebieten hingewiesen. Das

Waldgebiet Großholz und der Wald nördlich von Kleinsachsenheim sind solche naturnahe

Laubwaldgebiete. Das nun als Vorranggebiet vorgesehen LB-18 (Alleenfeld) hingegen ist ein aus

Naturschutz-Sicht tolerierbarer Standort. Die bisherige Nutzung als konventionelle Ackerfläche weist

keine nennenswerte Zwischenstrukturen auf. Ackerwildkräuter, die Voraussetzung für

Insektenvorkommen, sind so gut wie nicht vorhanden. Schmetterlinge und Wildbienen wurden bei

NABU Kartierungen in der Vergangenheit nicht gefunden. Rotmilanhorste sind nicht in der Nähe.

Feldlerchen sind in geringer Zahl zu hören. Fledermäuse dürften sich aufgrund der fehlenden Insekten

dort nicht aufhalten. Den potentiellen Standort für eine 4. WEA im Waldgebiet lehnen wir weiterhin ab.

Auch das strategische Umweltgutachten für LB-18 bewertet, dass zwar Beeinträchtigungen für die

Erholungsfunktion und das Landschaftsbild anzunehmen sind, aber keine erheblichen

Beeinträchtigungen für Biotope und Streuobstwiesen, solange gesetzliche Bestimmungen eingehalten

werden.

Zusätzlich möchten wir darauf hinweisen, dass eine Anbringung von Sensoren, die bei

Greifvogelanflug automatisch die WEAs abschalten, aus unserer Sicht eine Notwendigkeit für die

naturverträgliche Umsetzung sind.

Somit bewerten wir das LB-18 angesichts der Dringlichkeit die Klimakrise zu bekämpfen und im

Vergleich zu anderen Standorten, als ein im Hinblick auf den Artenschutz vertretbares Vorranggebiet.

Zum Solarpark

Der NABU hat landesweit und auch in Sachsenheim immer auf den Vorrang der Errichtung von

Solaranlagen auf bereits versiegelten Flächen (Hausdächer, Parkplätze etc.) hingewiesen. Hier gibt es

noch eine große Zahl von Möglichkeiten. In Sachsenheim hat das Hofkammergut einen Antrag

vorgelegt, das Alleenfeld in einen Solarpark umzuwandeln. Der Gemeinderat hat dem Antrag

zugestimmt. Wie oben beschrieben, weist die bisher konventionell bewirtschaftete Fläche im

geplanten Energiepark „Alleenfeld“ eine sehr geringe Artenvielfalt auf und hat aus Artenschutzsicht

einen geringen Wert.

Die Freiflächen-PV Anlage ist akzeptabel, wenn die Fläche ökologisch aufgewertet wird.

Der NABU Sachsenheim fordert deshalb die Stadtverwaltung und den Gemeinderat auf, auf eine

naturverträgliche Gestaltung des Solarparks zu achten. Wir wollen keine artenarme Grasfläche im

Schatten, sondern eine artenreiche Krautwiese, die idealerweise von Schafen extensiv beweidet wird.

Auch die Schaffung von Strukturen wie Erdhügel, Steinhügel, Nistgelegenheiten wertet das Gelände

ökologisch auf. Auf eine möglichst abwechslungsreich gestaltete Fläche sollte von Anfang an bei der

Planung geachtet und der NABU Sachsenheim in die Planung miteinbezogen werden. Zusätzlich

fordern wir Maßnahmen zur Förderung einzelner Arten und zur Schaffung neuer zusätzlicher

Lebensräume, etwa für Feldlerchen oder Rebhühner.

Für die Gesamtfläche des Energieparks fordert der NABU Sachsenheim nach Errichtung ein

kontinuierliches Monitoring, um den Erfolg der festgesetzten Maßnahmen regelmäßig durch

kompetentes Fachpersonal zu prüfen und bei Bedarf weitere Anpassungsmaßnahmen treffen zu

können.

Referenzen:

 Hinweise für den naturverträglichen Ausbau von Freiflächensolaranlagen von NABU, BUND,

Bodensee-Stiftung und Naturfreunde

 Umweltauswirkungen von Windenergieanlagen (NABU Landesverband Baden-Württemberg

e.V., BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V., Juli 2024)

 Naturverträglicher Ausbau der Windenergie (NABU-Positionspapier Windenergie, 2023)